Mittwoch, 18. Mai 2011

Paulino Neves, 9.Mai










Nach Parnaiba wolle ich? Das sei am Wochenende aber schwierig. Erst mit einem Geländefahrzeug nach Paulino Neves. Dann wechseln und mit einem anderen weiter nach Tutoia. Dort müsse ich übernachten. Und am nächsten Tag nach Parnaiba. Mit dem Bus. Jeden Tag gebe es eine Fahrmöglichkeit, ich müsse einfach am 7 Uhr morgens gegenüber der Banco do Brasil warten. Manche Leute meinen um 8 Uhr. Jemand sogar um 9 Uhr. Man könne das nicht im voraus sagen. Ich müsse einfach schauen gehen, ob es einen Bus habe. Jemand meint, von Paulino Neves - laut meinem Führer müsste es dort eine nette Poussada geben - von dort aus gäbe es seit 3 Monaten eine richtige Strasse. In einer viertel Stunde sei ich da in Tutoia, kein Problem. - Wenn man in Brasilien etwas fragt, dann kriegt man viele Antworten. Nur nie die Antwort „ich weiss es nicht“.

Tatsächlich fährt dann der Wagen am Sonntag Morgen gegen 10 Uhr. Ein Geländefahrzeug wie am vorigen Tag, doch diesmal voll gestopft mit Einheimischen und Waren. Seitenplanen gibt es keine, das spüren die Leute, die am Rande sitzen, tropfnass werden sie bei den häufigen Regengüssen. Ich habe gestern auf einem Touristentripp zu den Dünen, wo ich dauernd von Zweigen zerkratzt wurde, gelernt, dass die Seitenplätze ihre Nachteile haben, und setze mich auf einen Platz mitten in der Bank. Neben mir ein Portugiese, Steinhauer, wie ich später erfahre, und hinten noch zwei junge Deutsche zwischen den Einheimischen. Ich denke, alle auf dem möglichst schnellen Weg nach Jericoacoara, dem Travellerparadies. Und bin dann erstaunt, dass sie ebenfalls in Paulino Neves aussteigen.

Die Fahrt geht erst gut eine Stunde durch Buschland, die holprige Sandpiste verwandelt sich zwischendurch in ein Bachbett oder einen Teich von schwarzbrauner Farbe, die viele Vegetation die im Wasser verrottet, Torfwasser, wie im Amazonasgebiet. Zwei, drei im Gebüsch versteckte jämmerliche Siedlungen unterwegs, etwas Maniok, kleine Felder, auch Mais wird angepflanzt, Schweine und Hühner laufen herum. Später lichtet sich das Buschland und macht grossen ebenen Weideflächen Platz. Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Esel sehe ich, zwischen den Grasflächen auch immer wieder Wasser, meerwärts am Horizont , manchmal auch nahe, leuchtende weisse Sanddünen. Etwas an die Camargue erinnert mich das.
Offensichtlich muss die Buschlandschaft auf kargen Sandböden geschützt werden, wenn man sie erhalten will, statt ihrer ist hier Weideland möglich. Paulino Neves, wo ich übernachte, wirkt nicht wie ein armseliger Ort, Viehwirtschaft und Fischerei. Die Dünen, die man in einer viertel Stunde zu Fuss erreichen kann – zwischendurch muss man zwar fast hüfthoch durch braunes Wasser waten - sind von Ziegenkot übersät. Unten, in der grasigen Ebene, die zwischen den Dünen und dem Meer liegt, weiden viele Tiere. Es ist Sonntag Nachmittag, auch die jungen Einheimischen amüsieren sich in den Lagunen. Ein Mann hat eine Styroporkiste angeschleppt und verkauft unter einer Plastikplane kühle Getränke.

Am Abend gibt es im Dorf eine Forro-Disco, die Jugend tanzt wie verrückt, mich würde es eigentlich auch gelüsten. Doch leider ist das wieder einmal derartig laut, dass mir bereits von der anderen Strassenseite her die Ohren schmerzen.

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