Mittwoch, 16. März 2011

Tarapoto, 10.März







Tarapoto, den 10. März 2011

Inzwischen habe ich bereits die Anden überquert, hier im Norden sind sie nicht mehr sehr hoch, gerade 2300 m soll der höchste Pass gewesen sein. Von der Wüste in die Tropen. Schade nur, dass keine Busse tagsüber fahren, den grössten Teil der Fahrt haben wir in der Nacht gemacht. Da der Bus einen starken Motor hatte, merkte man kaum etwas von der Steigung, einzig die Tatsache, dass wir häufig halb stehende Lastwagen überholt haben, wies darauf hin. Viel unangenehmer war im Halbschlaf die Fahrt hinunter ins Amazonasbecken. Bremsen und dann rascher Richtungswechsel in den Haarnadelkurven haben meinen Schlaf doch empfindlich gestört. Und dennoch schlief ich merkwürdigerweise zwar nur leicht, häufiges Erwachen, aber trotzdem angenehm. Sah die neonerleuchteten offenen Restaurants auf den Passhöhen, wo das Personal auf Kundschaft wartete. Die heute nur noch selten kommt, gerade Lastwagen, die Busse fahren meist durch, Toilette an Bord, auch wenn die fürchterlich nach Urin stank, wer trifft schon richtig auf dieser kurvigen Strecke.
Starker Regen, eine Morgendämmerung in Grau und Grün, die Küstenwüste ist einer üppigen Vegetation gewichen, an den Berghängen kleben schwere Wolken. Der erste Halt, Fahrgäste steigen aus, es geht noch fast 3 Stunden weiter bis nach Tarapoto, immer hinunter, doch nicht mehr so steil. Nicht durch Regenwald, sondern meistens durch gerodetes Gebiet, viele Viehweiden, weniger gepflegt als bei uns, die Natur drängt in den Tropen stärker zurück. Bisher habe ich noch kein Stück Wald gesehen, das man Urwald nennen könnte. Und lese im Internet, dass in der Gegend viel Kokainanbau betrieben werde, die Stadt deshalb reich sei, doch davon will niemand, den ich darauf anspreche, etwas wissen. Ja, früher schon, aber nicht mehr heute. Und ja, ein paar Leute seien damit reich geworden. Doch nun sei das nicht mehr so. Ich nehme an, die Kampagnen der Amerikaner. Das macht sie sicherlich hier nicht beliebter.

Das Reisen hat sich definitiv verändert, seit meinen ersten Reisen vor fast 40 Jahren. Das i-phone ist eines der wichtigsten Instrumente geworden. Die Australierin, die ich im Bus getroffen habe, ist dauernd daran, sich mit anderen Trampern, die sie in Südamerika getroffen hat, im Netz zu unterhalten, bzw. nachzufragen, wohin man in welchem Ort gehen muss, welche Busgesellschaft, welches Boot. Ein Guide Book, den Loonely Planet, hat sie zwar auch noch dabei. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich die Informationen übers Internet einmal gänzlich durchsetzen werden, die Bücher verschwinden. Sie haben natürlich auch Vorteile, sind aktueller, häufig persönlicher, es gibt Foren, wo sich Travellers austauschen, da habe ich auch schon hinein geschaut. Keine Interessen dabei, man sagt seine persönliche Meinung. – Trotzdem: Ich freue mich darauf, in Brasilien wieder ein Guidebook zu haben. Irgendwie scheint mir das sinnlicher. Und weniger nervös als dieses dauernde Starren auf kleine Bildschirme. Und Karten und Pläne, etwas das mir sehr wichtig ist, das klappt auch nicht mit den elektronischen Medien.

Das merkwürdigste an Tatapoto ist das Fehlen von Mücken. Noch keine einzige habe ich angetroffen. Nein, das gebe es nicht hier, meint man auf meine erstaunte Frage. Und die Frau, die unten bei den Restaurants und Bars Zigaretten verkauft, stückweise, man ruft sie, wenn man rauchen will, die meint, wenn es einmal eine Dengue-Epidemie gebe, dann würden die Mücken vergiftet. Ich nehme an in Grossaktionen, wie ich das von Sansibar her kenne.
Tarapoto, 350m über Meer, bisher meist ein angenehmer Wind, ein ideales Klima für die Tropen. Doch es soll heisser werden flussabwärts. Und von Iquitos berichten die Travellers über eine Dengue-Epidemie.

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