Mittwoch, 16. März 2011

Yurimaguas, 13.März











Ich wohne im Rio Huallaca & business center. Mit leicht schlechtem Gewissen, denn ein echter Backpacker würde in Yurimaguas in einem muffigen Hostal für 3-6 Franken absteigen. Ich bin mir zwei Zimmer anschauen gegangen, alle nur mit Oberlicht und der Geruch der ungelüfteten Räume war derartig modrig, dass ich gleich wieder hinaus gehen musste. Obwohl der Besitzer des einen wirklich sehr nett war und mich auf eine Terrasse führte, von der man direkt auf den Fluss sah und mir ein Chamaeleon in den Zweigen eines Baumes zeigte. Am Morgen habe es noch viel mehr Tiere, meinte er. Seine Zimmer hatten verfleckte Matratzen und Betonböden und kaum Licht. Ich konnte ihm nicht sagen, dass mir das alles doch ein wenig zu einfach sei, das hätte er nicht verstanden. Viele Leute hier leben sehr einfach, am Fluss unten hat es noch Holzhütten mit Palmdächern, die auf Stelzen im Wasser stehen. Rostiges, durchlöchertes Wellblech auf Dächern und an Wänden, bunte Farbe, wenn es geht, doch häufig sind die Häuser im Rohbau, erst Teile davon stehen, andere beherbergen den Unrat, doch bewohnt sind sie bereits. Häufig sehe ich angeschrieben „zu verkaufen“, Yurimaguas schient nicht unbedingt eine boomende Stadt zu sein. Doch eine lebhafte und fröhliche. Und der Mann an der Rezeption, der sogar Englisch spricht, meint, ich könne überall hin gehen, es sei nicht gefährlich. Obwohl gerade hier die Armut für mich bedrückend ist. Für uns ist all das exotisch, malerisch halt auch, doch so zu wohnen, das könnten wir uns kaum vorstellen. Die Einheimischen scheinen das gelassener zu nehmen. Fernseher gibt es erst wenige, wenn irgendwo in der Strasse einer läuft, bilden sich davor Menschentrauben. Und die vielen öffentlichen Telefonstellen deuten darauf hin, dass das Natel kaum verbreitet ist. Schmutzige Kinder und räudige Hunde im Strassengraben, viele Frauen laufen mit Säuglingen herum.

Am Abend besuche ich einen Markt, wo auch Indianer ihre Produkte anbieten. Fisch gibt es zu kaufen, Frauen braten verschiedene Speisen mit Mais und Bohnen und Reis, grillen Fisch und Fleisch, viele Früchte und Gemüse, die ich noch nie gesehen habe, aber auch getrocknetes Fleisch, das mich wenig gelüstet, dicke, lebende Maden und viel Getier, von dem ich lieber nicht wissen möchte was es ist. Auffallen tun mir vor allem die Verkäufer von duftenden Blumen. Trotz der Armut, schmückt man sein Haus, das gefällt mir. Ich habe das in Afrika immer vermisst. Dort besteht kein Bedürfnis für solch „nutzlose“ Sachen, wie Blumen.


Und ich wohne nun also im besten Hotel hier, das kostet mich knapp 25 Franken. Touristen hat es im Moment sonst keine, deshalb bekomme ich das Zimmer so billig. Die erste wirklich perfekte Warmwasserdusche, ein Balkon mit Blick auf den Fluss, der braun und träge vorbei fliesst. Leer ist das Hotel trotzdem nicht. Leute, die hier arbeiteten heisst es. Ingenieure vom Strassenbau, kaum einfachen Arbeiter. Heute Samstag sehe ich sie dann im Hotel, viel zu machen gibt es nicht in Yurimaguas, wenn man nicht von der Exotik verzaubert ist wie ich. Sie trinken Bier, sitzen herum, drei Männer spritzen stundenlang im Schwimmbad herum und heute gibt es sogar einen Film im einzigen Kino von Yurimaguas, der sich im Untergeschoss des Hotels befindet. „Terminator“ wird gezeigt, das interessiert mich leider nicht, doch bereits eine halbe Stunde vorher ist der kleinen Kinosaal halbvoll. Die Zeit scheint ebenso langsam zu fliessen am Wochenende, wie der Rio Huallaca vor den Fenstern.

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