Donnerstag, 10. März 2011

Lima, den 5. März 2011







Das Klima von Lima ist nicht einfach zu beschreiben. Palmen, Bougainvilleas, weitere Tropenpflanzen, doch keine tropischen Baumriesen gedeihen. Eine Kakteensammlung in einem der Parks, die in den guten Quartieren oben an der Felskante liegen, gedeiht gut und hat ganz besondere Exemplare. Ein Kaktus fällt mir auf, der von weitem wie ein Bäumchen aussieht. Kräftiger Stamm, oben eine Baumkrone gebildet von dicht gedrängten dicken, stacheligen Trieben. Auch eine Araukarie, Bäume die weiter südwärts in Chile gedeihen, sehe ich. Arten von gemässigtem Klima und solche von tropischem. Und ich denke, ohne Bewässerung, wären es eher Kakteen, die hier überleben. Die Hügel rings um die Stadt sind braun, scheinen mindestens von weitem ohne Vegetation zu sein. Die Temperaturen sind angenehm, hier ist Herbst, am Abend bin ich froh um einen Schal um die Schultern. Dort wo der Meerwind nicht hinreicht, wird es sofort schwül, das merkte ich, als ich gestern Nachmittag eine Siesta machen wollte und wegen dem Lärm die Fenster schloss. Ich bin schweissgebadet erwacht. Obwohl ich ja Glück hatte. Mein Zimmer ist gegen Süden ausgerichtet und so sorgte ich mich bei der Ankunft etwas, es könnte dann ab Mittag hier drinnen heiss werden. Unterdessen habe ich festgestellt, dass die Sonne hier nordwärts durchzieht.
An der Küste sehe ich am Morgen Wolkenfetzen, die an den Felsen und Hügeln kleben, die Feuchtigkeit des Meeres, gegen Mittag sind sie weg, dafür hat es am Abend ostwärts, Richtung Anden eine schwarze Wolkenwand, die bedrohlich aussieht, doch Regen fällt hier wohl selten.

Gestern in der Mittagshitze, als ich mich für eine halbe Stunde am Strand auf einen Steinblock setzte um zu zeichnen, verbrannte ich mir gleich die Fussrücken, die hatte ich nicht eingecremt. Zu dieser Zeit begannen die Leute an das Meer hinunter zu strömen. Der Strand hier ist nicht unbedingt das, was wir uns unter einem Traumstrand vorstellen. Bereits die vierspurige Schnellstrasse verhindert das. Doch auch der Strand selbst ist wenig verlockend, grauer Sand teilweise, häufig grobes Kies, keine Bäume. Trotzdem werden hier Sonnenschirme und Liegestühle vermietet, werden Getränke und Speisen von fliegenden Händlern angeboten, Plastikeimerchen in buntesten Farben für die Kleinen, selbst Badeanzüge und Sonnenbrillen werden feilgeboten. Diese Kleinhändler überall: Leute, von denen ich mich auch in Afrika immer gefragt habe, wie die wohl überleben. Sie tun es offensichtlich. Irgendwie.
Auch die Peruaner haben das Strandleben entdeckt. Momentan wird übrigens die Strandpromenade verschönert. Geteerte Parkplätze werden gebaut, auch Unterstände mit Bänken, die etwas Schatten spenden. – Mir selber gefällt das Meer viel besser beim Ausblick oben von den Klippen. Das Meeresrauschen, die Brise, der Blick bei Sonnenuntergang.

Irgendwie erinnert mich Lima an Biarrizz. Die Felsklippen, darüber Liegenschaften. Dort wie hier waren früher am Rande alte verspielte Villen des letzten Jahrhunderts. Doch dann wurden bis zu 15-stöckige Wohntürme davor gebaut, die alten Liegenschaften sind nun vom Meer abgeschnitten. Und zerfallen, werden zum Kauf angeboten, teure Appartementhäuser, das bringt mehr Geld, nur wenige werden restauriert und überleben. Wenigstens sind es hier in Lima architektonisch spannende, teure Gebäude - das ist in Biarrizz, wo der Bauboom in den 60-er Jahren einsetzte, nicht gleich, langweilige Betonriegel versperren die Sicht auf das Meer. Eine Frage drängt sich auf: Wer sind die doch offensichtlich zahlreichen reichen und superreichen Peruaner? Die muss es geben.
Ein weiterer Unterschied besteht in den Felsen selbst. Während in die Felswände von Biarrizz in den 20-erJahren kunstvolle Wege und Gärten angelegt wurden, wäre das in dem brüchigen Gestein hier, Nagelfluh scheint mir das, runde grössere Kiesel in eine bröckelige Masse eingelassen, schlecht möglich. Das Meer nagt am Kontinent, die seltenen Regenfälle helfen ebenfalls, unten an der Schnellstrasse verrottete Zäune, die den Steinschlag verhindern sollen, Abfall klebt an den Felsen, dort wo sie etwas stabiler sind werden sie von Morgenblumen und anderen Schlingpflanzen teppichartig überwuchert. – Mir gefällt die Idee: eines Tages wird die Erosion diese Hochhausbarriere gefällt haben, die Gebäude werden abrutschen und wieder verschwinden.

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