Montag, 25. April 2011

Manaus, 13.April






Als ich gegen Mittag aus dem Hotel hinaus gehe, hängen die Wolken schwer über Manaus. Bereits vor dem Hafen, auf einem belebten Platz mit vielen Markt- und Essensständen fängt der Regen an und ich flüchte in eine Kirche. Gross ist sie, ausgemalt, viele Heilige in Nischen, wer spricht da von Monotheismus beim Katholizismus? Ich beobachte eine Frau in mittlerem Alter (also in meinem), gut gekleidet, sicher Mittelstand, mit ihren Plastiksäcken voller Waren, die sie auf dem Markt nebenan gekauft hat. Sie kniet, betet, streckt die Arme bittend empor, alles theatralische Gebärden, dann ein Natelgeklingel, sie nimmt ab und antwortet in grosser Lautstärke, dann noch einmal niederknien, ein Kusshändchen links an eine Heilige und eines rechts ebenfalls. Schliesslich steht sie auf und geht hinaus. Beim Kircheneingang ist ein Schild angebracht: Telefon abstellen bitte.

Dann gehe ich in den Hafen. Tagsüber sieht der gar nicht schlimm aus. Ganz neu ist das Ankunftsgebäude hinter den alten schwimmenden Docks, die noch die Engländer gebaut haben, Restaurants direkt am Wasser, der Wind hier erfrischt in der Mittagshitze, eine Bieraktion, drei für zwei, viele greifen zu und haben Kübel mit Eis und Bierdosen auf dem Tisch. Etliche Leute scheinen nichts zu tun zu haben (aber trotzdem genug Geld), obwohl die offizielle Arbeitslosenrate bei 9% liegt. - Ganz sicherlich geht es aber den Leuten hier besser als in Peru. Ein Anzeichen dafür ist die Tatsache, dass nur ganz selten fliegende Händler auf das Schiff gekommen sind. Nein, meinte der Steward, verboten sei das nicht. Dann haben sie eben besseres zu tun, als jedes Schiff zu entern und zu versuchen, mit ihren Speisen und Früchten etwas Geld zu verdienen. Früchte und Gemüse sind hier übrigens sehr teuer. Im Gegensatz zum Fleisch, das billig und sehr gut ist. Man habe eben viele Rinder, meint man. In dieser Tropenregion würden allerdings auch Früchte und Gemüse einfach wachsen. - Obwohl der Bedarf an Grünfutter in Brasilien bereits viel höher ist, die Leute sind gesundheitsbewusster, Jogger in den Parks, etwas, das ich - ausser in Lima - in Peru nirgendwo angetroffen habe. Auch die Vergnügen der Leute haben geändert. Während man sich in Iquitos an Schaustellern, schlechten Schauspielern die Tricks vorführten, ergötzte, schaue ich heute Abend einem Openair Konzert in einem Park zu. Gratisbühne unter freiem Himmel. An Bern erinnert mich das im Sommer. Wenn die Leute die lauen Sommernächte geniessen, eine ganz ähnlich Stimmung ist das hier. Irgendwie gibt mir Manaus nicht das Gefühl, in einer Millionenstadt zu sein. Der Verkehr ist zu friedlich und wenig zahlreich und ausser der Avenida, die sechs Spuren hat, auch nur zweispurig. Eine Metro hat es nicht, doch ein recht ausgebautes Bussystem.
Die Parks in Manaus unterscheiden sich stark von denjenigen, die ich in Peru gesehen habe. Während dort viel Wert auf Parkbänke und Lampen gelegt wurde, alles immer bunt und weiss gestrichen, ging dafür der Schatten ganz vergessen, keine grossen Bäume mit ausladenden Kronen wurden gepflanzt. Parkanlagen hier hingegen glänzen nicht durch Farben. Dafür immer durch üppig wuchernde, Schatten spendende Bepflanzung. Der Unterschied zwischen Indio und Europäer? Indios mögen Farben ganz ungemein. - Weil sie im Urwald bei Vögeln und anderen Tieren, Schmetterlingen vor allem, wunderbar bunte Vorbilder haben? Wobei selbst der bunteste Papagei nie kitschig wirkt - ganz im Gegensatz zu Farbkombinationen mit Kunstfarben. Das trifft dann viel eher statt ins Schwarze, daneben.

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