Montag, 25. April 2011

Manaus, 12.April








Manaus gefällt mir am Morgen bereits viel besser, ich komme nicht gerne nachts an, die Orientierung fehlt. Die Stadt ist bei Tageslicht grün, viele Alleen, auch einen Park habe ich bereits entdeckt, mit Wasserbecken und Springbrunnen, bunt beleuchtet in der Nacht, dazu unaufdringlich sanfte Musik aus versteckten Lautsprechern. Ungewohnt in der Gegend, das erinnert mich schon eher an China. Schön kann man das Zentrum von Manaus nicht wirklich nennen, doch mir gefällt die vollkommen chaotische Mischung aus mehr oder weniger gut erhaltenen Kolonialbauten, Hochhäusern und stillosen niedrigen Gebäuden dazwischen. Das hat seinen Charme. Auch unsicher fühle ich mich nicht mehr. Der Angestellte des Hostals, eigentlich eine Jugendherberge, meint, Manaus, gefährlich, da gäbe es viel gefährlichere Städte in Brasilen. - Ist doch komisch, die Leute denken immer, an den anderen Orten sei es gefährlich, nicht bei ihnen. Das war so in Chiclayo, wo man meinte, Lima sei gefährlich. Ebenso in Iquitos, wo die ganze Küste als gefährlich verrufen ist, in Leticia findet man Tabatinga sei gefährlich, gefährlich ist es immer dort, wo man nicht ist. Eigentlich ein gutes Zeichen.

Gefährlich sind in Manaus wohl vor allem die Mücken. Es hat weniger als im Urwald, doch deutlich mehr, als in anderen Städten bisher. Zusätzlich hat man mich in der Apotheke darauf aufmerksam gemacht, dass Dengue-Fieber momentan verbreitet sei. Hustensirup und eine Ladung Aspirin - ich muss meine Erkältung endlich ernsthaft bekämpfen - kosten mich fast dreissig Franken, die Medizin ist hier alles andere als günstig. Das Leben ganz allgemein, die Leute scheinen recht wohlhabend zu sein. Ein Entwicklungssprung zu früheren Orten – insbesondere zu Peru – die Autos sind im allgemeinen modern und leise, Motorräder hat es kaum, überhaupt ist der Verkehr sehr gesittet, wenig Hupen, die Stadt ist leiser, als ich das gedacht habe.
Und nun habe ich auch noch ein Hotelzimmer gefunden, das auf einen hübschen Innenhof hinaus geht. Ein Baum steht vor meinem Fenster und den Gästen stehen zwei Terrassen zur Verfügung, die obere mit Aussicht über die Dächer. – Das Zimmer kostet gleich viel, wie dasjenige im Hotel Brasil, das von brasilianischen Geschäftsleuten besucht wird und an der lärmigen Hauptachse liegt, ich habe dort in der ersten Nacht logiert. Allerdings war das doppelt so gross, mit privatem Bad, Klimaanlage und Fernseher ausgestattet. Das alles habe ich für denselben Preis hier nicht. - Trotzdem finde ich es gemütlicher. Stören tut mich einzig, dass ich hier nun wirklich in einem Hotel für Ausländer bin. Eine Minderheit der Gäste sind brasilianische Freaks. Viele Deutsche hat es, auch englischsprachige Leute, die Jugi wird von einem Australier geführt. Die sind eben bereit, für weniger Komfort, dafür bester Gelegenheit mit anderen Travellern in Kontakt zu kommen, mehr zu bezahlen, häufig bilden sich hier auch Expeditionsteams. - Wenn sie nicht Portugiesisch sprechen sowieso, hier spricht man Englisch und kann auch über alle touristischen Belange Auskunft geben.

Gegessen habe ich am Mittag sehr gut in einem Selbstbedienungsrestaurant in der Strasse, eine angenehme Atmosphäre, entweder draussen unter einem Dach oder in einem klimatisierten Raum, das Essen ist gut – allerdings auch nicht billig. Am Abend esse ich dann einen Fleischspiess in einer Strasse in der Nähe der berühmten Oper, die hier „Theatro Amazonia“ genannt wird. Wunderbar, das Fleisch, exquisit, da könnte man direkt Karnivor werden. Gegen neun Uhr abends fühle ich nochmals einen kleinen Hunger und gehe in eine nahe gelegene Imbissbude, hier Lanche oder Lanchonete genannt, das kommt von Lunch. Kebab ist angeschrieben, die Besitzer nett, Kebab haben sie zwar nicht, doch Pizza, bzw. das was Brasilianer dafür halten. Ich entscheide mich für einen Hamburger, eine schlechte Wahl. Dafür gibt mir der Mann am Schluss frische Kakaofrüchte zu versuchen. Die Samen sind in weisses süssliches Fruchtfleisch verpackt und haben einen leicht bitteren Geschmack. Interessant, doch weit dafür laufen würde ich nicht.

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