Mittwoch, 8. Juni 2011

Rio, 2. Juni






Gestern Abend bin ich doch noch zu etwas echter brasilianischer Musik gekommen, in einer winzigen Beiz, Samba, ein paar Gitarristen und eine Sängerin, wirklich echt, keine Verstärker, keine Show. Fast eine Spur zu stark spielen die Musiker einzig zu ihrer Freude, die Sängerin dreht dem kleinen Publikum auf dem Trottoir meistens den Rücken zu. Eine Quartierbewohnerin setzt sich zu mir und erzählt mir ihre Geschichte. Sie ist gebildet, Anthropologin, aus einer Familie von Intellektuellen und pflegt jetzt ihre 85ig jährige Mutter, die an Alzheimer erkrankt ist. Ich kann mich in sie hineinfühlen. Und nehme es deshalb in Kauf, dass sie meinen Musikgenuss etwas beeinträchtigt, sie braucht wohl eine Zuhörerin. Und verabschiedet sich dann fast allzu herzlich von mir.

Heute gehe ich noch in ein Kulturzentrum, das moderne Videoarbeiten zeigt. Das Gebäude ist innen topmodern, spannende Architektur, auch eine der Videoarbeiten beeindruckt mich sehr. Eine riesige Fläche mit roten, orangen oder gelben Quadraten verschiedener Grössen in einem Rastersystem angeordnet auf einem blauen oder grünen Grund. Die Flächen bewegen sich in Wellenform, sollen die Brandung von Rio nachahmen und reagieren erst noch auf die Bewegung des Betrachters. Eine eindrückliche Arbeit. - Auf der Strasse bin ich dann erstaunt, dass das Museum in einem alten kolonialen Gebäude untergebracht ist. Das hätte ich von innen nie erwartet, nichts liess auf solches schliessen. Was für ein Mut! Oder was für eine Frechheit!

Auf der Fahrt zum Flughafen erkenne ich ihn wieder. Diesen Brackwassergeruch. Auch Abwässer könnten es sein, das ist mir bereits in der Nacht als ich angekommen bin aufgefallen. Jetzt sehe ich auch weshalb, die riesige von Inseln übersäte Bucht in der am Rand Rio und gegenüber auch die Stadt Niteroi liegen, ist offensichtlich recht verseucht, obwohl teils Mangroven an den Ufern stehen. Man sei daran, das zu sanieren, meint der Taxichauffeur, früher sei es noch viel schlimmer gewesen mit dem Gestank. Der Name Rio de Janeiro kommt übrigens daher, dass der Entdecker (welcher, das weiss ich nicht mehr) gemeint hat, an einer Flussmündung gelandet zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen