Donnerstag, 2. Juni 2011

Pipa, 27.Mai







Die Küstenlinie von Pipa ist keine liebliche. Purpur-ockerfarben-weiss gestreifte Steilhänge fallen zum Meer hinab, bunt und eindrücklich, am Strand unten schwarzrötliche Felsbrocken im hellen Sand, das scheint mir Vulkangestein, manchmal auch zusammen gebacken aus kleineren Steinen, wie schwarze Nagelfluh, häufig auch kantige dunkle Felsen im Wasser. Gefährliche Strömungen ebenfalls, der Partner der Hotelbesitzerin macht mich darauf aufmerksam, dass ich nicht überall schwimmen könne. Vieles sei nur für Surfer geeignet. Und wenn ich bei Ebbe am Strand entlang in die nächste Bucht spaziere, dann solle ich aufpassen, gerade jetzt nach den starken Regenfällen. Da rutsche immer wieder von diesem bröckeligen Gestein (ist es Sandstein? Bestimmt aus Roterdeböden entstanden) in die Bucht. – Eine wilde, von Wind und Wellen gepeitschte Küste. Seevögel habe ich bisher nicht viele gesehen, doch ankern noch mehr als ein dutzend Fischerboote vor dem Dorf, der Tourismus konnte hier also dieses Gewerbe nicht auslöschen. - Auch diese Küste entspricht damit wenig meinen Vorstellungen von einem türkisfarbenen, sanft sich kräuselnden Tropenmeer. Gibt es das in Brasilien überhaupt?

Der Ort Pipa schmiegt sich in die Hügel oberhalb der Felsabstürze, eine geschäftige holprig gepflasterte Hauptstrasse mit vielen Restaurants, Bars und Läden, die schöne und teure Sachen anbieten. In der Hochsaison sei Pipa kein Ort zum schlafen, lacht der Partner der Besitzerin. Auch diesmal habe ich nach langem Suchen das Hotel eines Europäers gewählt – ein Schweizer, wie es im Reiseführer steht - jetzt allerdings ist der weg und die brasilianische Frau führt die „Pousada Aconchego“ zusammen mit ihrem jugoslawischen Partner, der verschmitzt zu mir meint, er wohne hier seit 12 Jahren. Nein, keine grossen Verpflichtungen, das Leben sei schön.
Ich bewohne ein einfaches, aber geräumiges Häuschen mit Terrasse und Blick in den schön angelegten Garten. Und hier oben auf dem Hügel hat man mindestens letzte Nacht nichts gehört von dem lärmigen Barbetrieb in der Hauptgasse unten, einzig das Rauschen der Blätter im Wind. Gewählt habe ich diese Pension, weil Pipa weniger als Jericoacoara von Ausländern aufgebaut worden zu sein scheint. Hier habe ich Mühe, einen Wohnort zu finden, der mir gefällt. Brasilianer stehen eben auf klimatisierten Räumen mit Scheiben, selbst das Ökohotel, das ich anschauen gehe, ist klimatisiert und mit ökologisch ist wohl gemeint, dass die Häuschen in einem dichten Buschwald verteilt sind und aussen ein urchiges Aussehen haben. Durch mein Häuschen hingegen streicht der Wind, nicht einmal den Ventilator habe ich bisher eingeschaltet, letzte Nacht sogar meine warme Decke hervorgeholt, die mir auf den Schiffen im Amazonas bereits gute Dienste geleistet hat. Die habe ich auch die Nacht davor in Natal benutzt, es regnete stark, nach Fernando de Noronha kommt mir die Gegend hier kühl vor.

Die Busfahrt von Natal hierher hat ungefähr 2 Stunden gedauert, ein „Sammlerbus“, der Chauffeur hält überall, nicht nur an den Stationen wo „Halt obligatorisch“ steht, und auch längere Gespräche mit Freunden am Strassenrand, und ein Kaffeehalt bei einer Busstation liegen problemlos drin. Wir fahren durch eine Gegend mit Kokospalmen, Viehweiden - gepflegter als weiter nordwärts - und riesigen Feldern mit einem schilfartigen Gewächs. Ist das wohl eine Pflanze, die für den Biodiesel eingesetzt wird? - Unterwegs sehe ich Frauen, die von Hand in Bächen oder Waschhäuschen ihre Wäsche machen. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist riesig.

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