Mittwoch, 1. Juni 2011

Natal, 26.Mai




Natal überzeugt mich immer mehr. Weil ich zu spät lande, um noch einen Bus nach Pipa zu nehmen, übernachte ich nochmals in Ponte Negra. Die „Pousada do Alemao“ hat eine gute Beschreibung, mein Taxiführer findet sie selbst, wenn sie nun „Olho do tigre“ heisst und der deutsche Mann weg ist.

Das Hotelzimmer ist weniger als halb so teuer als dasjenige auf der Insel, viel grösser und auch gepflegter. Einzig die Aussicht ins Grün, etwas, das bei mir auch immer viel zählt, fehlt. Dafür hat mein Zimmer einen Arbeitstisch mit Stuhl und einen Schrank. Das Hotel ist hufeisenförmig in den Hang gebaut, um einen Garten mit mehrstämmigem Palmengebüsch und weiteren Pflanzen und einem Teichlein und einem Bächlein und in einer Ecke sogar noch der Sicht auf das Meer. Die brasilianische Exfrau, die es nun führt, spricht deutsch.
Sie meint, natürlich, auch am Abend könne ich an den Strand hinunter gehen. Was ich dann auch mache. Eigentlich ist der wunderschön. Eine mit dunklen und hellen und etwas rötlichen Pflastersteinen kunstvoll und modern gestaltete Quaipromendade mit Palmen, auch einige Schatten spendende Baumkronen. Dahinter eine zweispurige kaum befahrene Strasse. Anschliessend Restaurants und Läden und kleine Hotels. Alles vielleicht etwas allzu gemütlich und bieder, kein modernes Design, doch dafür echt. In der Bar „do Suiço“ bestelle ich einen Salatteller, den mir der schweizerisch aussehende Kellner rasch bringt. Das Essen ist erstaunlich gut und billig. Einzig der Caipirinha schmeckt mir nicht. Der Kellner stellt das fest und meint, dann müsse ich ihn auch nicht bezahlen. Und nein, er sei nicht der Schweizer, das sei sein Boss. Der lebe halb in Spanien und halb hier. Und habe an beiden Orten Restaurants und Hotels. Ein Zimmer hier würde übrigens nur 40 Reais kosten.

Die Besitzerin des Hotels meint, Fernando de Noronha. Das sei nun völlig überteuert. Vor 20 Jahren, da sei noch kaum jemand dort hinaus gegangen, da habe man bei den Einheimischen Zimmer fast gratis mieten können. Und nein, die Einheimischen, die seien nicht glücklich über die Entwicklung. Die fühlten sich hinaus gedrängt. Sie habe kürzlich eine Sendung im Fernsehen gesehen. Die dürften nun nichts mehr anbauen, nicht einmal mehr Gemüse, und keine Tiere mehr halten. Wegen dem Naturschutz, denn die Insel ist ja ein Schutzgebiet. Ich selber habe mich gefragt, weshalb denn dort überhaupt nichts angebaut wird, eigentlich müssten doch bei dem Klima Gemüse und Früchte gut gedeihen. Und nicht alles eingeflogen werden. Ich bin mir mit der Frau einig, dass das Schwachsinn ist. Sicherlich müssen die Ufer geschützt werden, denn dort sollen verschiedene seltene Schildkröten hausen. Doch die ganze Insel? - Und dafür die Touristen in einer Unmenge von Buggys durch die Gegend rattern lassen, bis zum entferntesten Strand dürfen die fahren. Das scheint mir ein schräges Verständnis von Ökologie.

Ein Nachtrag. Die Pousada „Olho do tigre“ bietet auch ein ausgezeichnetes Frühstück mit selbstgebackenem Vollkornbrot. Auch die drei Sorten Konfitüren aus Tropenfrüchten habe sie selber gemacht, meint die Besitzerin stolz. Ich gratuliere ihr zu dem ausgezeichneten Brot und stelle fest, dass die Brasilianer – also die übrigen Gäste – nicht davon probiert hätten. „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“, meint sie auf gut Deutsch.

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